Zitronengelb, Rostrot, Karminrot, Ultramarinblau und Himmelbau – das sind die farblichen Zutaten, aus denen wir den Stoff „Meisterhäuser“ komponiert haben. Inspiriert dazu hat uns der Blick ins Innere der Meisterhäuser in der Bauhausstadt Dessau. Besonders angetan hat es uns das Haus Kandinsky /Klee. In dem Doppelhaus kontrastiert eine üppige, bunte Farbkomposition mit der reduzierten Form des Hauses. Die Farbgestaltung wurde 1926 in der Bauhaus-Werkstatt für Wandmalerei unter Leitung von Hinnerk Scheper entwickelt, es heißt, dass Paul Klee und Wassily Kandinsky die Gestaltung massgeblich beeinflusst haben.

Ein Blick in das Treppenhaus des Meisterhauses auf Shirt und Rock
1919 – wenige Monate nach dem Ende des ersten Weltkriegs war nicht vorherzusehen, dass das im April 1919 gegründete „Staatliche Bauhaus in Weimar“ bis heute weltweit prägend für Kunst, Design, Architektur und Städtebau werden würde. Das Bauhaus bestand 14 Jahre, bis es 1933 unter dem Druck der Nationalsozialisten aufgelöst wurde. Die Bauhaus Ideen wanderten mit den vertriebenen Meistern und Schülern in die Welt – Funktionalismus, Klassische Moderne, Neue Sachlichkeit, Internationaler Stil, Neues Bauen – das sind die Begriffe, unter denen die Arbeiten der Bauhäusler heute eingeordnet werden.
In den Bauhaus Ateliers entstanden Alltagsgegenstände – vom Geschirr über das Möbel bis hin zum Haus. Kleidung sucht man vergeblich, obwohl sich heute immer wieder Modedesigner auf das Bauhaus beziehen. In der Weberei, die 1919 auf Initiative von Gunta Stölzl entstand, und in der hauptsächlich Frauen arbeiteten, entstanden zwar Dekorations-und Möbelstoffe aber keine Bekleidungsstoffe.

Ein Blick in das Treppenhaus des Meisterhauses auf Shirt und Rock
1925 zog das Bauhaus nach Dessau. Dort entstanden nach Plänen von Walter Gropius Musterhäuser für neues Arbeiten und Wohnen – das Bauhausgebäude als Schulgebäude, das Atelierhaus mit Wohnateliers für die Studenten und die Meisterhäuser als Wohngebäude für die Meister und Direktoren. In den Meisterhäusern lebten der Gründer Walter Gropius, später seine Nachfolger Hannes Meyer und Ludwig Mies van der Rohe und die Meister Lyonel Feininger, László Moholy-Nagy, Paul Klee, Wassily Kandinsky, Georg Muche und Oskar Schlemmer.
Im Krieg wurden die Gebäude durch einen Bombenangriff zerstört und beschädigt. Die Meisterhäuser wurden nach dem Krieg notdürftig instand gesetzt und erst nach der Wiedervereinigung 1989 in den Originalzustand zurückgebaut. Das Hauptgebäude wurde schon in den 70er Jahren in der DDR denkmalgerecht rekonstruiert. 1996 wurden die Bauhausgebäude in Dessau und Weimar in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen. Heute ist das Bauhausgebäude Sitz der Stiftung Bauhaus Dessau. Seit 2014 sind nun auch die Meisterhäuser Gropius und Moholy-Nagy rekonstruiert, verantwortlich für die Rekonstruktion war das Berliner Architekturbüro Bruno Fioretti Marquez. Dabei war der Spagat zwischen Würdigung der architektonischen Vergangenheit unter Einbeziehung der Gegenwart zu schaffen.
Alles andere wäre nicht im Sinne des Bauhaus Gründers Walter Gropius gewesen. Denn mit dem Bauhaus wollte er keinen „Bauhaus-Stil“ schaffen, sondern eine neue Art zu denken und zu leben, eine Verknüpfung von Kunst, Handwerk und zeitgemässen Herstellungsprozessen. Besonders der Begriff „Stil“ missfiel den Bauhäuslern, sie befürchteten, dass ihre Ideen damit zur Mode, zur temporäre Erscheinung abgewertet würden und der inhaltslosen Kommerzialisierung ihrer Arbeit Tür und Tor geöffnet wäre.
Was Gropius wohl dazu sagen würde, dass heute mit dem Etikett „Bauhaus-Stil“ Fertighäuser vermaktet werden und dass die Baumarktkette „Bauhaus“ streng über die Wahrung ihrer Markenrechte wacht?

Tuch Meisterhaus – Haus Kandisky /Klee in der Bauhausstadt Dessau